Rosige Zukunft für die Viva dank mehr Grau
Das Viva-Team wird seit dem 1. Januar 2023 mit Mirco Baumann verstärkt. Der ehemalige Kommunikationsmann und Mediensprecher der Armee kommt aber nicht als Drill-Sergeant zurück, sondern will die Viva zielorientiert kommunikativ weiterentwickeln. Was das mit grauen Haaren und einer gescheiterten Fussballkarriere zu tun hat, erklärt er im Interview.
Mirco, willkommen bei der Viva. Oder besser: Willkommen zurück. Was hast du in den letzten zehn Jahren gemacht?
Ich merkte bei meinem kurzen Gastspiel in der Viva schnell, dass ich noch nicht reif bin und liess mir seither graue Haare wachsen, um möglichst gut auf die jetzige Rolle als Senior Berater vorbereitet zu sein. Dabei erlebte ich vor allem bei der Armee eine sehr spannende Zeit. Nach meinem Einsatz im Kosovo als Presseoffizier durfte ich bei der Schweizer Armee als Kommunikationschef für die Auslandeinsätze und Mediensprecher der Schweizer Armee arbeiten. Da diese Einätze freiwillig sind, standen wir in allen Kommunikationsmassnahmen in Konkurrenz mit der Privatwirtschaft. Dies, sowie die Bereitschaft rund um die Uhr und am Wochenende, sorgten für eine hohe Dynamik. Ebenfalls durfte ich spannende Länder bereisen.
Zusammen mit meinem Team erledigten wir eine Vielzahl an Marketing und Kommunikationsmassnahmen selber. Vom CD/ID, Design, Website, Medienarbeit, Issue-Management, Mediaplanung und Kampagnen bis zum Personalmarketing sowie Events/Messen. Auch die Krisenkommunikation war ein elementarer Bestandteil. Leider gab es während meiner Zeit auch Todesfälle und schwere Verletzungen. Kurz: Ich konnte meine Kenntnisse in vielen Bereichen anwenden, ausbauen und vertiefen. Jetzt freue ich mich darauf, dieses Wissen mit unseren Kunden zu teilen und wieder das zu tun, was ich vor meinem Abstecher zur Armee schon getan hatte.
Wir haben ja alle gewisse Vorstellungen und Vorurteile zur Armee. Wir fragen jetzt nicht, was stimmt, sondern möchten von dir wissen, welches kreuzfalsch ist.
Nicht alle beim Bund bekommen einen Herzinfarkt, weil sie die Hektik eines Aquariums überfordert. Es gibt auch dort sehr viel gute Leute. Aber wie in jeder grossen Unternehmung gibt es natürlich Arbeitnehmende, die mitgetragen werden. Das habe ich aber auch in privatwirtschaftlichen Unternehmen erlebt. Es ist immer einfacher, über Gemeinde, Kanton oder Bund zu lästern. Wir müssen mit dem Auto nicht allzu weit ins benachbarte Ausland fahren, um zu sehen, was wirkliches Beamtentum heisst.
Du hast bei der Armee aber primär Länder weiter weg als das benachbarte Ausland erlebt. Was war dein eindrücklichstes Erlebnis in dieser Zeit?
Da gibt es einiges. Ich durfte viel reisen, auch in Länder, die nicht unbedingt als Feriendestinationen gelten wie bspw. Kongo, Südsudan, Syrien, Libanon oder Pakistan. In die Augen von Menschen zu schauen, die jahrelangen Krieg und Gewalt erlebt haben, lässt einem nachdenklich zurück. Nicht mehr vergessen werde ich ein Abendessen in Damaskus in einem Restaurant, während 1 km weiter an der Front Granaten einschlugen, stundenlang. Die Menschen dort waren sich das aber so gewohnt, dass sie nicht darauf reagierten und fröhlich zusammen assen. Oder im Südsudan, wo die Menschen dreckiges Wasser in Kanister abfüllten, um es zu trinken. Und darin badeten, während um sie herum der Abfall schwamm. Auf Fotos haben wir das vermutlich alles schon einmal gesehen. Wenn man es ein paar Meter vor sich erlebt, bekommt es eine ganz andere Bedeutung.
Was bringst du aus der Armee in die Viva?
Ein Antrittsverlesen wird es nicht geben, auch kein ZV und LiLö. Neben den vielen kreativen Prozessen im Marketing und der Kommunikation konnte ich sicher das strukturierte Vorgehen weiterentwickeln. Es kann nicht schaden, wenn man sich vor einer Aufgabe einmal ein paar Gedanken dazu macht. Das hört man zwar viel, wirklich machen tun es die wenigsten.
Nach so viel Armee: Du hast auch einen Bezug zum Fussball, genauer gesagt zum FC Oberrieden, wo du sogar Präsident warst. Wie gut kannst du kicken?
Vermutlich ist es wirklich so: Die weniger guten Fussballer sind die zukünftigen Vorstandsmitglieder. So war es auch bei mir. Zum Glück war Fussballprofi für mich als Jugendlicher nie ein Traumjob, sonst wäre ich heute wohl ziemlich enttäuscht oder würde vielleicht irgendwo in Saudi-Arabien kicken.
Wir haben mit Timothy einen Sportmuffel bei uns im Team. Muss er trotzdem Liegestützen machen?
Nach ein paar Tagen muss ich sagen: Ich glaube nicht, dass er eine Liegestütze schafft. Schon bei einer Kniebeuge müssten wir ihm wohl wieder aufhelfen.